In seinem gleichnamigen Roman bezeichnet der französische Romancier Émile Zola im Jahre 1873 die Pariser Zentralmarkthallen als den Bauch der Stadt. Diese literarische Bezeichnung wurde vom Pariser Volksmund liebevoll übernommen und prägte über ein Jahrhundert lang den Namen dieses pavillonartigen Ensembles aus Gusseisen, Walzblech und Glas, das sich inmitten des ersten Pariser Arrondissements befand. Als der Abbruch der Halles Centrales Ende der 1960er Jahre beschlossen wurde, verschwand nicht nur eine jahrhundertealte Tradition, nach der das geschäftige Markttreiben sich als ein wesentliches urbanes Element in der Mitte der Stadt abspielte. Es verschwand eine filigrane, strukturell bedingte Architektur, die Zeugnis darüber ablegte, dass industrielles Bauen und urbane Identität wunderbar harmonieren können.

Mit dem Typus der innerstädtischen Markthalle konzentrieren wir uns exemplarisch auf die Kurpfälzische Stadt Mannheim. Als Beispiel einer Idealstadt des 17. bzw. 18. Jahrhunderts ist der Stadtkern geprägt von einer regelmäßigen Blockstruktur, den sogenannten Quadraten. An einem signifikanten Ort, der den Anfangs- bzw. Endpunkt der Kurpfalzachse markiert - gleichzeitig jedoch die Quadrate mit einem ehemaligen Arbeiterviertel verbindet - soll ein präzise gesetztes Volumen Antwort geben auf noch offene städtebauliche Fragestellungen. Die brückenkopfähnliche Situation am Neckarufer sowie der vielschichtige Kontext lassen interessante Lösungen erwarten. Die betriebliche Nutzung erfordert eine robuste, einfache, aber nicht simple Struktur. Die gestellten Anforderungen sollen den Ansprüchen eines zeitgemäßen und großzügigen Marktraumes genügen. Die Mannheimer Bevölkerung, insbesondere jene mit internationalen Wurzeln, würde einen neuen Mannemer Bauch vermutlich sehr begrüßen.

In Kooperation mit Prof. Anne-Julchen Bernhardt, Lehrstuhl für Gebäudelehre und Grundlagen des Entwerfens



Anne Kathrin Dietsche



Hendrik Goossens