M3 . WS 2020/2021 . Masterthesis

Kinderhospiz Saigon (freies Thema)

Das Grundstück auf dem medizinischen Areal An Nhon Tay im Bau Dung Quartier, Cu Chi, beherbergt verschiedene soziale Einrichtungen, inklusive des Mai Hoa Zentrums – dem ersten Hospiz für schwer erkrankte HIV/AIDS Patienten und deren Familien in Vietnam. Direkt neben dem Zentrum befindet sich das Kinderheim Thien Phuoc für behinderte Kinder. Als Erweiterung der medizinischen Versorgung für Kinder der beiden genannten Einrichtungen sieht das Projekt hier ein Kinderhospiz vor, das lebensverkürzend erkrankten Kindern ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben ermöglichen und zugleich die Eltern bei der intensiven medizinischen Pflege zu unterstützen soll. Es ist ein Ort der Entspannung, des Austausches, der Versorgung und der fachlichen Beratung.

Bei der Analyse stößt man immer wieder auf das Wort „in between“ (Zwischenraum). Ein Raum im Zwischen wie beispielsweise die Veranda, der Vorraum oder die Nische bringt die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, zu reflektieren und die Mentalität besser vorbereiten zu können. Für die Kinder ist dieser Zwischenraum zudem ein attraktiver Spielort.

Das städtebauliche Streuungsprinzip eines Dorfes vereinzelt das 2.500 m2 große Programm auf zehn Häuser, die um einen differenzierten gemeinsamen Hof gruppiert sind. Es erzeugt vielfällte Zwischenräume. Die Gebäude werden von Nord-Ost nach Süd-West (von Straßenseiten zum privaten Grün) in vier Zonen aufgeteilt Verwaltung, öffentliche therapeutische, gemeinschaftliche und private Zonen. Die Funktionen der Innenhofzonen werden von den umliegenden Häusern bestimmt. So wird der Spielplatz von pädagogischen Räumen gefasst und die therapeutische Bewegungsfläche wird neben dem medizinischen Bereich angelegt. Nach außen bilden die Häuser unterschiedliche Taschenhöfe, um individuell auf die Umgebung von jeder Seite reagieren zu können.

Das Ensemble und die Gebäudestruktur sind auf den therapeutischen und den klimatischen Bedingungen entwickelt: Jede Hauseinheit erhält einen Blick zum Grün und einen Bezug zum Hof. Die Intensität dieser Bezüge kann von den Kindern selbst gestimmt werden. Um die kühlende Querlüftung zu nutzen, sind die Gebäude überwiegend Nord-Süd ausgerichtet und verfügen über großflächige Lüftungsflächen.  Die Erschließung erfolgt in der Trockenzeit über die ineinanderfließenden Höfe, in der Regenzeit bieten drei massive Sockel und weite Dachüberstände Schutz vor der Witterung. Das Wasser wird therapeutisch wirksam in Lotusteichen gesammelt und zur Bewässerung verwendet.

Lehrpersonen:
Prof. Hartwig Schneider
Prof. Uwe Schröder (Raumgestaltung)
Michel Kleinbrahm

Markthalle Köln (gestelltes Thema)

Zurückblickend fanden Märkte seit der Antike an witterungsgeschützten Orten statt, z.B. in der griechischen Agora, den römischen Basiliken oder in mittelalterlichen Zweckbauten. Die Prachtbauten des Altertums waren nicht als reine Märkte konzipiert, sondern auch wichtige Stadtbausteine des gesellschaftlichen Lebens, die zum Informationsaustausch dienten oder Kulturleistungen Raum boten. Die Typologie wurde mit Beginn der Industrialisierung als Bauaufgabe neu definiert und diente der Ernährung einer stark wachsenden Stadtbevölkerung. Eine kontinuierliche Steigerung der Umschlagsmengen führte in Köln zu Orten, die dem Handel mehr als dem Endverbraucher dienten.

Das Grundstück bildet den Auftakt der Via Culturalis im südlichen Domvorfeld und liegt räumlich eng verknüpft mit der Rheinstadt, dem ehemaligen Marktviertel Kölns. Heutzutage ist die Nahversorgung der Bevölkerung in diesem Stadtteil stark zurück gegangen. Um diesen Schwund kleinerer inhabergeführter Läden entgegenzuwirken und auf die Geschichte des Ortes aufmerksam zu machen, soll ein neuer Kulturbaustein sich schlüssig mit der umliegenden Bebauung verzahnen und die Via Culturalis kompletieren: die Markthalle. Auch die zeitgenössische Markthalle soll durch ein vielschichtiges Nutzungsprofil mehr als ein Markt, ein sozialer Treffpunkt und Kulturort werden, wobei dieses pluralistische Angebot auch die pluralistische Gesellschaft besser aufnehmen können soll in der wir heute leben und die Köln auszeichnet. 

Die zentrale Idee zur Entwicklung des Innenraums ist die Halle selbst, welche durch ihre Abstaffelung in dem mehrgeschossigen Bau maximale Blickbeziehungen und Offenheit aufweisen soll. Hier befindet sich der Markt. In den Kopfseiten werden Sonderfunktionen, Erschließung sowie Logistik untergebracht. Es handelt sich um einen vorgefertigten gerichteten Holzbau, welcher die Vielschichtigkeit an der Via Culturalis mit einer zeitgenössischen Architektur im Sinne des nachhaltigen Bauens bereichern soll […]

Lehrpersonen:
Prof. Hartwig Schneider
Prof. Thomas Schmitz (Künstlerische Gestaltung)
Sophie Schulten