Stegreif . WS 23/24 . tragbar und reversibel

Das Hohe Venn ist eine schildförmig gewölbte Hochfläche in Deutschland und Belgien mit einer
Ausdehnung von über 600 km². Große Flächen sind als Hochmoor ausgebildet, wovon sich auch der Name ableitet: Venn, Fenn (niederländisch Veen) für Moor. Die Heiden und Moore im Hohen Venn spielen auf europäischer Ebene eine wichtige Rolle: Erhalt der Artenvielfalt, Zufluchtsort für eine seltene Flora und Fauna, Regulierung des Wasserhaushaltes sowie die Schönheit der Landschaft.
Diese Lebensräume sind allerdings seit dem 17. Jahrhundert schwer beschädigt worden: Abbau von Torf, Trockenlegung des Bodens, unangemessene Bepflanzung mit Fichten, extreme Ausbreitung von Pfeifengras.

Bis heute konnten große Teile des mittlerweile weitestgehend unter Naturschutz stehenden Gebiets vor weiterer Ausbeutung bewahrt und größtenteils renaturiert werden. Pflanzen- und Tierarten sind zurückgekehrt und auch der Boden erholt sich von den menschgemachten Eingriffen. Trotz der Historie funktioniert auch der Tourismus in diesem Gebiet. Es gibt zahlreiche ausgewiesene Wanderrouten – teils mit festem Untergrund, aber auch auf Holzstegen. Einige Regeln sind zu beachten, so darf man ausgewiesene Zonen zum Schutz seltener Tiere nicht ohne Naturführer betreten.
Neben den Wanderwegen gibt es dort auch jetzt schon einige Strukturen, die notwendige
Nutzungen aufnehmen. So gibt es Aufweitungen der Wegstruktur zu Versammlungspunkten,
Toilettenhäusschen, sowie vereinzelte Plattformen zum Zelten. Aufgrund der meist flachen und
weiten, nicht gut zu überblicken Landschaften, soll diese Infrastruktur um einen Aussichtspunkt
erweitert werden.

Zu entwerfen ist eine Struktur, die sich behutsam in die Landschaft eingliedert. Für die Konstruktion kommen Holz, Stahl, Aluminium oder vernakuläre Materialien in Frage. Da Flora und Fauna grundlegend respektiert werden sollen, versteht es sich von selbst, dass schwere Baugeräte und eine lange Bauzeit ausgeschlossen sind. Die Erschließung der Baustelle erfolgt demnach nur über die Wanderwege, sodass beim Entwurf Gewicht und Abmessungen der Bauteile eine entscheidende Rolle spielen. Die Bauteile müssen so geplant werden, dass sie zu Fuß bzw. mit Handkarren transportierbar sind und vor Ort ohne größeren Aufwand gefügt und aufgebaut werden können. Die Fügepunkte sind so zu entwickeln, dass sie zirkulär funktionieren. Sollten also in Zukunft Gründe auftauchen, die den Rückbau der Intervention einfordern, soll dies schnell, rückstandslos und sortenrein geschehen können. Außerdem ist eine genaue Auseinandersetzung mit der Beschaffenheit des Bodens hilfreich, um eine geeignete Möglichkeit für die Gründung der Struktur zu entwickeln.
Vorausgesetzt wird ein Besuch vor Ort. Die genaue Lage der Intervention ist Teil der Aufgabe und
muss nachvollziehbar hergeleitet und begründet werden. Steht sie an einem Baum, auf der freien Fläche, schwebt sie entlang der Stege über dem Boden, oder hat sie nur einen ganz kleinen Fußabdruck.

Ort:

Ausgewählte Arbeiten:

Lehrpersonen:
Prof. Hartwig Schneider
Clemens Delheid
Conrad Risch