Ansichten

Fassaden der Großstadt

Form und Fassade sind im urbanen Kontext die prägenden Architekturelemente. Wesentlich stärker als im natürlichen Umfeld, wo Topografie und Vegetation den Charakter des Ortes bestimmen, sind es in der Stadt die gebauten Objekte, die den Raum bilden und deren Oberfläche maßgeblich die atmosphärischen Eigenschaften der Stadträume beeinflussen. Aldo Rossi beschreibt in Die Architektur der Stadt die Prägnanz stadtbildprägender und identitätsstiftender Bauten, die - so Rossi - nicht aus der Funktion herrührt, sondern wesentlich mit dem Typus zusammenhängt, der ein Produkt Jahrhunderte währender Wandlungsprozesse ist und zu bestimmten Formen geführt hat, die wir als typisch erkennen. Eine neue Sicht auf die Stadt und ein radikaler Bruch mit den Postulaten der Moderne. In der Praxis führten die Theorien Rossis oder auch Robert Venturis jedoch zu einer mit historischen Zitaten hantierenden Architektur, die schnell schal wurde, weil ihr meist das Echte, Seriöse und Konkrete fehlte. Die Vertreter der Analogen Architektur suchten demgegenüber in einer extrem kontextuellen Ausrichtung, eine tiefere Ebene des Ortes zu erspüren, dessen Metaphysik, um zu einer Haltung zu kommen, bei der Neues behutsam in Bestehendes einfügt wird und keinen Kontrast zu ihm bildet.

Ansichten - Fassaden der Großstadt will als entwerferisches Studienprojekt Antworten suchen auf die Frage nach Kontext und Typus, Gestalt und Ausdruck. Das Thema der Hülle, mit der sich die gebaute Form nach außen artikuliert und in Dialog mit dem Ort, mit der Stadt tritt, soll Ausgangspunkt unserer Betrachtungen sein. Dabei wird eine Auseinandersetzung mit dem Thema der Fassade auf einer architektonischen, weniger auf einer technologisch-konstruktiven Ebene gesucht, indem Urthemen der Architektur wie Tektonik, Proportion, Öffnung, Material als Einzelaspekte und im Kontext des Entwurfsprozesses untersucht werden. Dass Funktion, Raum, Struktur und das Problem der Form ebenso Teil des Projekts sind, versteht sich von selbst.

Der Entwurf einer Fassade ist nicht nur von Ort und Typus abhängig, sondern hat stets einen Bezug zum Maßstab. Der urbane Kontext einer Metropole mit seinen entsprechenden Größenverhältnissen erschien uns daher geeignet, um sich dem Thema der Fassade anzunähern. Entwurfsaufgabe ist daher ein Büro- und Geschäftshaus an der Avinguda Diagonal in Barcelona.

Lehrpersonen
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hartwig Schneider
Dipl.-Ing. Gregor Mikolaschek
Dipl.-Ing. Christian Schätzke


Jan Stiller | Benedikt Surmann


Sven Aretz | Roman Krükel


Jara Baarlink | Norman Schroeder