Türkei

Modernisierungsprozesse verlaufen selten glatt. Wer sie erkennen will, sucht nach Brüchen, Verwerfungen und Zäsuren; nach den Demarkationslinien zwischen Gestern und Morgen. Modernisierung im Sinne einer Überwindung des Alten, einer Ablösung des Überlieferten, setzt auf große, irreversible Ereignisse, mit denen sich das Neue Bahn bricht. Auch die Architekten der Moderne erlagen der Versuchung, Modernisierung als eine reine Neubaumaßnahme zu verstehen. In den meisten Fällen ereignet sich Modernisierung jedoch vielmehr als kontinuierlicher Umbau. Vor allem dort, wo Alt und Neu ineinander übergehen: im urbanen Patchwork ungleichzeitiger Strukturen. Im heutigen Istanbul findet man Strukturen aus osmanischer Zeit wie die Handelshöfe (Han), die Stadthäuser (Konak) oder die Wohnkorridore (Sofa). Diese baulichen Strukturen sind nicht nur außerordentlich beharrlich, sondern erweisen sich auch noch nach dem Verschwinden ihres ursprünglichen Entstehungszusammenhangs als alltagstauglich.

Das M2-Projekt, getragen von den Lehreinheiten Architekturtheorie und Baukonstruktion, ist Bestandteil einer türkisch-deutschen Hochschulkooperation. Im Rahmen von gemeinsamen Workshops in Aachen und Istanbul werden wir mit Studierenden der Bahçesehir Universität Istanbul die Bausubstanz, die Nutzungsmöglichkeiten sowie den Wandel ausgewählter, urbaner Strukturen untersuchen. Ausgehend von strukturellen, typologischen und funktionalen Beobachtungen werden wir Vorschläge für gezielte, architektonische Interventionen in zeitgenössischen Stadtquartieren Istanbuls entwickeln.


Kooperation mit Prof. Axel Sowa, Lehr- und Forschungsgebiet Architekturtheorie



Anna Wulf



Frédéric Schnee