Modularität

Case Study 2020

Modularität gehört zu den inhaltlich unscharfen Begriffen, die in der Architekturdiskussion der vergangenen Jahrzehnte häufig gebraucht wurden. Modul, modular und modulares Bauen stehen dabei für unterschiedliche Bedeutungsinhalte. Während das Modul ursprünglich im Kontext der Planungsmethoden verankert war und den numerisch kleinsten Teil einer geometrischen Ordnung meinte, auf dem ein bauliches Konstrukt basierte, hat sich seine Bedeutung im Laufe der Zeit auf ganze bauliche Raumeinheiten erweitert, also den Bereich der materiellen Umsetzung erreicht. Modular und modulares Bauen hingegen beinhalteten schon immer den Aspekt der Wiederholung und wurden eher im Kontext einer komponentenorientierten Architektur verwendet. Komponenten oder auch Bauelemente wiederum bedeuten Vorfertigung von wo aus der Gedankenschritt zum (Bau-)System nicht mehr weit ist. Die unterschiedlichen Bedeutungsebenen dieser Begriffsfamilie werden durchaus sehr verschieden konnotiert. Während modulares Bauen einerseits nach wie vor für die architektonischen und städtebaulichen Fehlentwicklungen des Massenwohnungsbaus der 1960er und 70er Jahre steht, werden andererseits Modernität, Effizienz und Präzision als positive Eigenschaften einer weitgehend auf Vorfertigung basierenden Architektur gesehen.

Modularität als eine komponentenorientierte Entwurfs- und Planungsstrategie hat heute mehr denn je Aktualität, da die Qualität rein handwerklich ausgeführter Bauten nachlässt und aufgrund mangelnder Qualifizierung der Ausführenden mehr und mehr mit Risiken behaftet ist. Darüber hinaus erscheint in einer Welt hochmoderner Industrieprodukte und Herstellungsprozesse eine ausschließlich auf Handwerklichkeit basierende Bauproduktion unzeitgemäß. Hinzu kommen neue Entwicklungen in der industriellen Vorfertigung, die eine hohe Variabilität bei Größe, Geometrie und Komplexität der Bauelemente erlauben. Die Großserie ist somit nicht länger Voraussetzung für modulares Bauen. Modular in diesem Sinne bedeutet also nicht die Wiederholung des immer Gleichen, sondern die intelligente Verwendung gleicher aber auch höchst individueller Bauteile.

Modularität will als entwerferisches Studienprojekt Antworten suchen auf die Frage nach Typus, Gestalt und Ausdruck einer modernen, komponentenorientierten Architektur. Das Thema einer weitgehend auf Vorfertigung basierenden Architektur, soll Ausgangspunkt unserer Betrachtungen sein. Dabei wird eine Auseinandersetzung mit dem Thema der Modularität auf einer architektonischen und auf einer technologisch-konstruktiven Ebene gesucht, indem Urthemen der Architektur wie Struktur, geometrische Ordnung, Tektonik aber auch moderne Produktionsmethoden als Einzelaspekte und im Kontext des Entwurfsprozesses untersucht werden. Dass Funktion, Raum, Struktur und das Problem der Form ebenso Teil des Projekts sind, versteht sich von selbst.

Ort und Aufgabe

In Santa Monica, einer unmittelbar an der Pazifikküste liegenden Stadt nordwestlich von Los Angeles, sollen für einen typischen Baublock verdichtete Wohnhaustypologien entworfen werden. Dabei soll unter dem Titel „Case Study 2020“ das Entwurfskonzept wesentlich aus einem modularen, komponentenorientierten Ansatz entwickelt werden. Ziel des Projekts ist es, in Fallstudien die Möglichkeiten einer modernen, verdichteten Wohnarchitektur unter weitgehender Nutzung moderner Vorfertigung zu untersuchen. Neben der Entwicklung unterschiedlicher Wohntypologien in Kombination mit Arbeiten, spielt im Entwurf das Verhältnis von öffentlichen und privaten Freiflächen sowie die Unterbringung des ruhenden Verkehrs eine wesentliche Rolle.

Lehrpersonen
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hartwig Schneider
Dipl.-Ing. Gregor Mikolaschek
Dipl.-Ing. Christian Schätzke


Madlen Hilsamer | Daniel Tüschen


Kejun Luo | Zhizhe Zhang


Melanie Brügger | Kun Song


Franziska Enderle | Friederike Henne