Architektonische Bestandteile Urbaner Produktionsstätten


„Manufacturing will not so much ,return‘, then, as be reinvented.“
Das Zitat von Van Agtmael und Bakker (2016) gründet auf einem Paradigmenwechsel im Bereich der Architektur und des Städtebaus, welcher sich momentan vollzieht: Nachdem die Produktions- und Industriestätten gemäß der Charta von Athen (1933) seit Jahrzehnten u.a. aufgrund des hohen Emissions- und Verkehrsaufkommens an den Rand der Stadt gedrängt wurden, gibt es nun vermehrt die Auffassung, dass innerstädtische Produktionen notwendig sind. Sie sollen der vulnerablen Monofunktionalität von Städten entgegenwirken und so eine zukunftsfähige, nachhaltige und resiliente Entwicklung von Städten und ihren Stadtgesellschaften erzielen. Dies geschieht vor dem Hintergrund vielfältiger Fortschritte und Trends: So macht es der Fortschritt neuer Technologien notwendig, die ursprünglichen Gründe einer Funktionstrennung zu hinterfragen. Auf gesellschaftlicher Ebene zeichnet sich der Wunsch nach Individualisierung (Maß- statt Massenprodukte), bewusst und nachhaltig zu konsumieren und im Sinne der Do-it-yourself-Bewegung selbst mitzugestalten ab. Die politische Dimension wiederum verdeutlicht, z.B. über die baurechtliche Einführung der Baukategorie „Urbanes Gebiet“ entsprechend des städtebaulichen „Leitbild[es] einer Stadt mit kurzen Wegen, Arbeitsplätzen vor Ort und einer guten sozialen Mischung“ (Bundesrat 2017), dass die ersten Weichenstellen für die Integration von Produktion in das städtische Gefüge vorgenommen werden.

Auf der theoretischen Ebene sind ab 2016 vermehrt Forschungsarbeiten zum Themenfeld Urbane Produktion entstanden, welche meist eine von zwei Perspektiven einnehmen: entweder eine städtebaulich geprägte Annäherung oder eine technische. Letztere ist stark geprägt durch Entwicklungen wie Industrie 4.0 und die Digitalisierung. In letzter Zeit gibt es auch erste architektonische Auseinandersetzungen mit dem Thema. Was diese Arbeiten oftmals gemein haben, ist ihre Fokussierung auf Grundsatzfragen. Sie leisten eine Untersuchung des Themenfelds auf einem generischen Niveau.

Nun soll eine profunde Auseinandersetzung mit der architektonisch baulichen Umsetzung der Gebäudetypologie einer modernen, urbanen Produktionsstätte stattfinden, um die (Re-)Integration von Produktion in die Stadt realisieren zu können. Im Rahmen der hier dargestellten Forschung soll bei der konkreten Entwicklung von neuen, angemessenen Entwurfskonzepten für urbane Produzenten hinsichtlich Struktur und Konstruktion angesetzt werden.



Ansprechpartnerin: M.Sc. Carolin Harland
charland(a)bauko.arch.rwth-aachen.de

Berichter: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hartwig Schneider