Stampflehm-Mauerwerk und kalkulierte Erosion

Studien zum Verhältnis von Schutzwirkung und Gestaltprägung

Angesichts von Klimawandel und steigendem Abfallaufkommen muss besonders im Bausektor ein Umdenken hinsichtlich des Verbrauchs von Ressourcen stattfinden. Das Bauen mit Lehm, vor allem der Stampflehmbau, könnten hier eine Alternative aufzeigen und als Beispiel für ein zukunftsfähiges, zirkuläres Bauen dienen. Stampflehm weist eine hervorragende Ökobilanz auf, da oftmals vorhandener Erdaushub genutzt werden kann, insgesamt wenig Herstellungsenergie anfällt, und der Baustoff in der Regel zu 100% wiederverwendbar ist. Zudem ermöglicht Stampflehm ein besonders „einfaches“ Bauen, da das Material zugleich Tragschicht und Außenhaut bilden kann. Auf eine Stabilisierung des grundsätzlich wasserlöslichen Lehms mittels Kalk oder Zement, oder Beschichtungen wie Putz, kann verzichtet werden, da Stampflehm ausreichend widerstandsfähig gegen Schlagregen ist. Durch eine „kalkulierte Erosion“ hingegen – das Zulassen eines für die Dauerhaftigkeit des Bauteils unschädlichen Maßes der Abtragung – gewinnt eine Stampflehmfassade mit der Zeit an Ausstrahlung, und steht damit im Kontrast zu vielen modernen Gebäudehüllen, deren oft fragwürdige Alterung zu einer relativ kurzen Lebensdauer führt.

Um den Stampflehmbau weiter zu verbreiten, könnte die Weiterentwicklung der Bautechnik eine entscheidende Rolle spielen. Besonders in der Mauerwerksbauweise, welche bislang kaum erforscht ist, liegt großes Anwendungspotential. Zudem erscheint hier, aufgrund mit der Elementierung einhergehender, neuer Möglichkeiten der Herstellung, aber auch spezieller Erfordernisse der Bauweise, die Umsetzung kalkulierter Erosion besonders geeignet. In der Arbeit wird daher der Frage nachgegangen, auf welche Weisen diese Umsetzung erfolgen kann. Hierzu werden unterschiedliche Strategien und Mittel entwurflich als auch praktisch untersucht. Durch die Entwicklung einer typologischen Ordnung sowie exemplarische Anwendungsstudien wird schließlich ein Überblick über verschiedene funktionale und gestalterische Potentiale geschaffen. Kernergebnis der Arbeit ist das Konzept der Steuerung der Erosion. Dieses beschreibt unterschiedliche Arten der Intervention in den Erosionsprozess als Möglichkeiten der Anpassung des Grades des Erosionsschutzes an die örtlichen Erfordernisse, als auch der Nutzung der besonderen Gestaltwirksamkeit der Erosion.



Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Philipp Hoppe

Berichter: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hartwig Schneider
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Manfred Speidel