Stadtfabrik_Aachen

In vielen europäischen Städten lässt sich ein Umdenken in der Stadtentwicklung wahrnehmen, das nach einer langen Phase des Rückzugs und der Auslagerung von (störenden) Betrieben aus den innerstädtischen Bereichen wieder die Integration von produzierenden Unternehmen in die Stadtstruktur anstrebt. Als integraler Stadtbaustein und stadtplanerisches Instrument soll urbane Produktion zu einer nachhaltigen Entwicklung in nutzungsgemischten, dichten und vielfältigen Stadtquartieren beitragen und damit Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie Produzenten und Kunden näher zusammenbringen. Wichtige Treiber für diese (Re-)Integration der Produktion sind die Industrie 4.0 mit ihren digitalisierten Produktions- und Arbeitsprozessen, ebenso wie neue Produktionstechnologien. Zudem befördert ein verändertes Konsumentenverhalten sowie pluralisierte Arbeits- und Lebensmodelle die Rückkehr der Produktion in die Stadt.

Dabei ist innerstädtische Produktion kein neues Phänomen, denn Produktion gab und gibt es heute in vielen europäischen Städten, vor allem in Randlagen oder in städtischen Gewerbegebieten. Flächenknappheit, Nutzungskonkurrenzen, Emissionen und tradierte Denkmuster der Funktionstrennung sorgen allerdings für eine negative Wahrnehmung der produzierenden Unternehmen und eine mangelhafte Interaktion von Produktion und Stadt.

Um Produktion zukünftig wieder zu einem Mehrwert für die Stadt und deren Bewohner zu machen, benötigt es eine „Neucodierung“ der urbanen Produktion. Van Agtmael und Bakkers schreiben in ihrer Studie über „smart manufacturing“ (2016) hierzu: „Manufacturing will not so much „return“, then, as be reinvented“.

Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das M1-Projekt mit der Entwicklung neuer und aktualisierter typologischer Ansätze urbaner Produktionsstätten. Entwurfsaufgabe ist eine Stadtfabrik in Aachen-Nord, die eine Vielzahl von produzierenden Unternehmen sowie einzelne öffentliche Nutzungen zum Erlebbarmachen der Produktion beherbergen soll. Aachen-Nord ist geprägt durch eine lange Industriegeschichte mit Unternehmen wie Talbot, Krantz und dem Alten Schlachthof, deren Fabrikgelände heute auf vielfältige Weise umgenutzt werden ohne die produzierenden Tätigkeiten zu verlieren. Auch in Richtung Stadtzentrum bietet Aachen-Nord mit dem Technologiezentrum Aachen und der „Digital Church“ Anknüpfungspunkte für die Neuansiedlung produzierender Unternehmen. Zudem beschäftigt sich der Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa der Stadt Aachen seit einiger Zeit mit der Gewerbeflächenentwicklung in diesem Stadtteil. Mit dem Ziel einer langfristigen Nutzbarkeit und Einfügung der Gebäudestruktur in den städtischen Kontext bilden die Themen Flexibilität und Funktionalität sowie Erscheinungsbild und Gemeinwohl mögliche architektonische Schwerpunkte der Entwurfsaufgabe.

Das M1-Projekt ist Bestandteil der laufenden Forschungsreihe zum Thema Urbane Produktionsstätten am Lehrstuhl Baukonstruktion. In diesem Projekt werden über die Methode Research by Design konzeptionelle und konstruktive Ansätze untersucht.


HINWEIS: Eine ausführliche Projektvorstellung finden Sie unter dem angegebenen Sciebo-Link auf RWTHonline.

ModulProjekt M1, 15 CP

LehrpersonenProf. Hartwig Schneider
Carolin Möllers, M.Sc.
Dipl-Ing. Carsten Eiden

Teilnehmende10 Personen

Betreuungenwöchentlich dienstags

Ausgabe13.04.2021, 09:30 Uhr über Zoom
AbgabeKW 34

[Foto: Gabriele Basilico via area-arch.it]