open access I sports + culture im Kurpark

Seit der, Ende der 1950er / Anfang der 1960er Jahre, einsetzenden Kritik an der Moderne wird der Diskurs über die Qualitäten des öffentlichen Raums und die Frage, wie dieser Raum gewidmet ist, geführt. Die Paradigmen der autogerechten Stadt und eine von kommerziellen Interessen geleitete Stadtentwicklung haben über Jahrzehnte die Aneignung des öffentlichen Raums erschwert und mitunter sogar unterbunden. War es in den 1970er und 80er Jahren vor allem der Wunsch, durch eine Rückbesinnung auf die städtebaulichen Prinzipien der europäischen Stadt, die räumlichen Qualitäten in den Städten zu verbessern, wurden in den letzten Jahren, vor allem die Frage der Verkehrswende und ,ausgelöst durch den Klimawandel, das Thema der Resilienz von städtischen Strukturen gegenüber Klimaveränderungen diskursbestimmend. Damit einhergeht auch eine sehr grundsätzliche Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem und der damit verbundenen ungleichen Verteilung von Ressourcen sowie die Erkenntnis, dass es vermehrt Orte und Institutionen braucht, die integrierende gesellschaftliche Funktionen übernehmen, um den gesellschaftspolitischen Fliehkräften entgegenzuwirken. Diese Orte können Stadträume also Straßen, Plätze und Parks sein oder aber Gebäude in denen Angebote für Kultur, Sport und Freizeit gebündelt und niederschwellig erreichbar sind. In der brasilianische Megacity São Paulo sind über die vergangenen fünf Jahrzehnte hinweg eine ganze Reihe derartiger „big, multi-programmatic buildings“ entstanden. Das bekannteste, das von Lina Bobardi geplante und in der Zeit von 1977 bis 1986 realisierte SESC Pompéia (SESC steht für Serviço Social do Comércio), kann als Prototyp dieser Bauaufgabe angesehen werden. Die SESC´s sind mittlerweile in São Paulo zu wichtigen Orten gesellschaftlichen Lebens avanciert und leisten einen wertvollen Beitrag, um die durch bauliche und soziale Dichte verursachten extremen Lebensbedingungen in der Mega-City abzufedern.

Wenngleich die Lebensbedingungen in Aachen und vielen anderen mitteleuropäischen Großstädten in keiner Weise mit denen südamerikanischer Ballungsräume vergleichbar sind, wollen wir in diesem Projekt den Bautypus des großen, mehrfach programmierten, öffentlichen Gebäudes untersuchen. Denn trotz einer vorhandenen Infrastruktur für Bildung, Kultur und Sport müssen wir über baulich- räumliche Angebote nachdenken, die eine Integration und Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen fördern und verbessern.

Der Aachener Kurpark an der Monheimsallee erfüllt bereits mehrere dieser Funktionen gleichzeitig. Er bietet frei zugängliche Flächen, die verschiedenste Aneignungen durch die Stadtbewohner erlauben, er ist Ort der Erholung und der Kommunikation und bietet Raum für Spiel und Sport. Besonders in den Sommermonaten erfüllen vielfältige gesteuerte aber auch ungeplante Aktivitäten den Park mit Leben. Dies gilt insbesondere für die rückwärtigen Bereiche des Parks. In starkem Kontrast zu dieser intensiven Nutzung stehen die direkt an der Monheimsallee gelegenen Teile des Parks. Der dem ehemaligen Kurhaus vorgelagerte Teil strahlt mit seiner artifiziellen Gestaltung einen exklusiven Charakter aus, der ebenso wenig zur Aneignung einlädt wie die östlich davon gelegene und kaum gestaltete Grünfläche auf dem Dach einer Tiefgarage.

Auf dieser Fläche, dem Dach der Tiefgarage, soll im Rahmen des Projekts ein offenes Haus für Kultur, Sport und Bildung entwickelt werden.

Bestandteil des Projekts ist die Teilnahme an einer 2-Tages-Exkursion nach Paris.

ModulProjekt M1, 15CP

LehrpersonenProf. Hartwig Schneider
Dr.-Ing. Christian Schätzke
Carolin Harland, M.Sc.

Teilnehmende8 Personen

Betreuungenwöchentlich dienstags

Ausgabe11.04.2023, 10:00 Uhr, Lehrstuhl Bauko
AbgabeKW 28 2023

[Foto: NAM ARQ]