Wahlmodul im WiSe 2024/25

Moderne Industriegesellschaften basieren ökonomisch auf der massenhaften Produktion von Waren und deren Austausch. Dabei finden die größten Material- und Stoffströme im Bereich des Bauwesens statt. Jahrzehntelang war dies die Grundlage technologischer und ökonomischer Entwicklung. Mit der Klimakrise hat jedoch der Materialverbrauch eine ganz neue Bewertung erfahren, da die Gewinnung und Verarbeitung von Materialien in der Regel mit dem Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen verbunden sind. Darüber hinaus werden die verfügbaren Materialressourcen weltweit knapp und politische Krisen der jüngeren Vergangenheit haben deren Verfügbarkeit weiter eingeschränkt. Im Bauwesen entwickelt sich langsam ein Bewusstsein für die Endlichkeit der materiellen Basis, was dazu führt, dass einerseits vermehrt über die Wiederverendung und Wiederverwertung von Bauteilen und Baumaterialien nachgedacht wird und andererseits Materialien wie Lehm und Stroh in den Fokus rücken, deren Gewinnung und Verarbeitung einen vergleichsweise geringen CO2-Abdruck hinterlassen. Eine weitere Strategie, mit der Materialknappheit umzugehen, ist der Leichtbau. Als Effizienzprinzip (mit wenig viel erreichen) sind leichte Konstruktionen in der Natur in einer großen Bandbreite anzutreffen. In der Baugeschichte steht das leichte Bauen meist im Zusammenhang mit dem Baustoff Holz und anderen Naturmaterialien wie Bambus, Schilfrohr, Baumrinde und Stroh. Erst mit der Industrialisierung werden andere Materialien wie Stahl oder Aluminium, Gläser und Kunststoffe sowie Textilien für das Bauwesen erschlossen und massenhaft verfügbar gemacht und damit die Voraussetzungen für den Leichtbau als eines der wichtigsten Konstruktionsprinzipien der Moderne geschaffen.

Im Rahmen des Seminars sollen anhand ausgewählter Beispiele die besonderen architektonischen und konstruktiven Qualitäten des Leichtbaus in der Moderne und der Gegenwartsarchitektur herausgearbeitet werden. Neben Recherchen zum Projekt (Architekt:in, Ingenieur, Planunterlagen, Fotos etc.) und dem Nachzeichnen von Entwicklungslinien, besteht die wesentliche Annäherungsmethode an die ausgesuchten Bauten in der Analyse anhand von Planunterlagen und Fotos aus der Literatur. Die Erstellung eigener 2D-Zeichnungen, eines 3D-Computermodells sowie die Abbildung in physischen Modellen bildet die Analyseleistung, anhand derer die untersuchten Bauten für andere Seminarteilnehmer zugänglich gemacht werden sollen. Im Rahmen einer Ausstellung sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden.

Die Bearbeitung erfolgt in Teams mit drei oder vier Studierenden.

Studiengang: B.Sc. Architektur
Modul: Wahlmodul (3 CP)

Lehrpersonen: Dr.-Ing. Christian Schätzke
Clemens Delheid (M.Sc.)

Teilnehmer: max. 24 Personen
Bearbeitung: in 3er/4er-Teams
Anmeldung: über RWTHonline

Start: Freitag, 11.10.2024, 09:00 Uhr, Lehrstuhl Bauko
Regeltermin: Freitag, 09:00 -11:00 Uhr

[Bild: Expo-Pavillon 1964, Max Bill, aus Rüegg, A.; Krucker, B.: Konstruktive Konzepte der Moderne, S.133, Zürich, 2001]