AVUS 53
Fernbusterminal am Berliner Westkreuz
Fernbusreisen bilden seit einigen Jahren ein stark wachsendes Segment auf dem Markt des Personenfernverkehrs. Während nach der Liberalisierung des Fernbusverkehrs im Jahr 2013 in kurzer Zeit Streckennetze und Fahrzeugflotten angeboten wurden, bieten die Stationen und Haltestellen bislang noch nicht den angemessenen Standard für Fernreisen auf dem europäischen Kontinent. So verfügen zahlreiche Städte über mehr oder weniger improvisierte Fernbusstationen, die jedoch keine architektonische Antwort auf das Thema bieten und hinsichtlich Funktionalität und Komfort weit hinter modernen Verkehrsgebäuden des 21. Jahrhunderts zurückbleiben.
Die architektonischen Anforderungen an ein solches Gebäude sind äußerst vielfältig. Das Ankommen und Abfahren der Busse und die sinnvolle Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln stellen eine der Kernherausforderungen dar und bedürfen einer klaren inneren Organisation. Internes und externes Verkehrsnetz müssen gut miteinander verknüpft sein. Darüber hinaus sind weitere Funktionen der Reisevorbereitung, des Aufenthaltes und des Service sowie Flächen für den ruhenden Verkehr zu integrieren. Ein modernes Busterminal ist also sowohl ein komplexer Hybrid was die Nutzung betrifft als auch eine „big structure“, da die zu integrierenden Funktionen einen großen Flächenbedarf haben und zu entsprechend ausgedehnter Kubatur führen. Hinzu kommen Fragen des Kontextes. Wie verhält sich eine solche „big structure“ im städtischen Gebilde und wie in einer eher peripheren Randlage?
AVUS 53 will als entwerferisches Studienprojekt Antworten suchen auf die Frage nach Typus, Gestalt und Ausdruck eines modernen, komplexen Großbauwerks. Das Thema einer komplexen, hybriden Großstruktur soll Ausgangspunkt unserer Betrachtungen sein. Dabei wird eine Auseinandersetzung mit der Entwurfsaufgabe auf einer technologisch-konstruktiven Ebene gesucht, indem Urthemen der Architektur wie Struktur, geometrische Ordnung, Tektonik untersucht werden. Dass Kontext, Funktion, Raum und das Problem der Form ebenso Teil des Projekts sind, versteht sich von selbst.
Ort und Aufgabe
Am Berliner Stadteingang West soll ein neues Fernbusterminal als Ort des Ankommens und des Übergangs zur City entworfen werden. Wesentliche Bestandteile der Aufgabe sind die sinnvolle Verknüpfung unterschiedlichster Funktionsbereiche in diesem hybriden Bauwerk und die Stellungnahme zum Kontext. Dabei stehen zwei alternative Standort und damit auch differenzierte Aufgabenstellungen und Projektabläufe zur Wahl:
A. Im Rahmen des vom AIV Berlin ausgelobten Schinkelwettbewerbs 2017 soll am jetzigen Standort des Berliner ZOB (Zentraler Omnisbusbahnhof) ein neues modernes Terminalbauwerk entworfen werden. Unter dem Stichwort „Arrival City“ soll dabei der Stadteingang West architektonisch und städtebaulich neu definiert werden. Neben dem eigentlichen Entwurf des Terminals ist daher für den Bereich zwischen Masurenallee und Kaiserdamm sowie zwischen Soorstraße und Berliner Autobahnring eine städtebauliche Planung zu entwickeln.
B. Auf der tropfenförmigen Fläche der ehemaligen AVUS-Nordschleife soll ein neues modernes Terminalbauwerk entworfen werden. Neben den üblichen Funktionen eines Busterminals sind zusätzlich Flächen für den ruhenden Verkehr (PKW und LKW) zu integrieren. Im Gegensatz zu Ansatz 1 sind die städtebaulichen Einflüsse geringer, das zu bewältigende Bauvolumen allerdings größer. Kern der Aufgabe ist die Entwicklung einer architektonischen Großstruktur mit den entsprechenden technisch-konstruktiven und funktionalen Herausforderungen, die Reaktion auf einen unfreundlichen Kontext und die Auseinandersetzung mit der komplexen Grundstücksgeometrie.
Lehrpersonen | Prof. Hartwig Schneider |
Dipl.-Ing. Christian Schätzke | |
Sophie Schulten (M.Sc.) | |
Christopher Rotman | Niklas Roth
Jana Döbertin | Malte Wilcken