Wander-Bühne
Die aktuelle Pandemie belastet die Gesellschaft nicht nur gesundheitlich und wirtschaftlich, sondern auch sozial. Kulturelle Veranstaltungen, die sonst Ausgleich, Anregung und Miteinander in den Alltag bringen, fallen aus oder müssen verschoben werden. In der Folge kämpfen Kulturschaffende aller Bereiche um ihre Existenz. Da es nicht abzusehen ist, wie schnell sich die Situation wieder verbessern wird, sollen alternative Möglichkeiten bzw. Orte und hierfür temporäre bauliche Strukturen geschaffen werden, die nicht die hygienischen Nachteile geschlossener Aufführungs- und Konzerthäuser, Bars und Clubs haben und so, mit einer Vielzahl kleinerer (überschaubareren) Events, eine Alternative zu großen Veranstaltungen bieten können.
Aufgabe des Entwurfs ist es für einen nicht spezifizierten oder selbst zu wählenden, öffentlichen Raum (Park, Marktplatz etc.) eine mobile Struktur zu entwickeln, die einem möglichst breiten Spektrum an Kulturveranstaltungen dienen soll. Zwingender Bestandteil ist ein erhöhter, witterungsgeschützter Bühnenbereich mit den entsprechenden technischen Anlagen, Lager und Künstlerbereich. Darüber hinaus ist ein Zuschauerraum für mindestens 100 Personen zu planen, der bei Bedarf durch eine mobile Überdachung und Fassade vor direktem Regen und zu starker Sonneneinstrahlung geschützt werden kann. Grundsätzlich ist von einer Nutzung zwischen Frühjahr und Herbst, d.h. ohne Beheizung auszugehen.
Das Bauwerk soll die ganz unterschiedlichen Veranstaltungsszenarien der Kulturszene abdecken können, somit ist eine anpassbare bzw. vielfältig nutzbare Grundstruktur zu entwerfen, deren konstruktive Konstitution bereits im Konzept berücksichtigt wird. Das entstehende architektonische Objekt soll darüber hinaus eine eigene Atmosphäre und Ästhetik an den jeweiligen Ort bringen bzw. über seine Veränderbarkeit den spezifischen Ort einbeziehen. Gleichzeitig sollte die Baustruktur ggf. auf die Besonderheiten eines Ortes reagieren können.
Das Konstruktionsmaterial ist konzeptabhängig frei wählbar. Um eine zukünftige neue Verortung der Struktur möglich zu machen, müssen die Überlegungen zum Auf- und Rückbau der Struktur als maßgeblicher Bestandteil des Entwurfs angesehen werden. In der Folge scheinen eine Vielzahl von Aspekten und Fragestellungen relevant: Leichtbau-Bauteile (Kit of Parts), Transport und Montage (Volumen, Gewicht), Fügung und Lösung bzw. Gelenk und Beweglichkeit (Schrauben, Stecken, Falten). Der temporäre Charakter unter verschiedenen Witterungsbedingungen kann dabei auch zu experimentellen Ideen in Bezug auf Tragwerk und Ausbau führen. Die Eingriffe am Aufstellungsort sind möglichst gering zu halten.
Aufgrund des überschaubaren Raumprogramms liegt der Fokus der Entwurfsaufgabe in einer intelligenten Konzeption, der inhaltlichen Vertiefung der konstruktiven Fügetechniken der Bauteile, in den (Detail-)Zeichnungen und großmaßstäblichen Modellen bzw. dreidimensionalen Darstellungen. Die analytische Auseinandersetzung mit elementierten und modularen Systemen wird einen Teil der seminaristischen Ergänzung darstellen. Die konstruktiven Bedingungen und gestalterischen Potentiale der einfachen Struktur zu erkennen und trotz begrenztem materiellem Einsatz ein Objekt zu entwickeln, welches einen Charakter annimmt und das als alternativer öffentlicher Ort wahrgenommen und angenommen wird ist das Ziel der Aufgabe.
(Titelbild: "Thespiskarren", © Schnepp Renou / O&O Baukunst)
Modul | Projekt B4 |
Lehrpersonen | Prof. Hartwig Schneider |
Prof. em. Mirko Baum | |
Sven Aretz M.Sc. | |
Benedikt Surmann M.Sc. | |
Teilnehmer | 16 Personen |
Betreuung | dienstags 14 - 18 Uhr |
Vorstellung | 23.10.2020 (Zoom) |
Ausgabe | 30.10.2020 |
Abgabe | 29.01.2020 |