Bachelorarbeit im WiSe 2023/24

Sammeln, erschließen, bewahren und zugänglich machen von Information waren lange Zeit die Hauptaufgaben von Bibliotheken. Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist dies ihre maßgebliche Zweckbestimmung und ihre Nutzung vorwiegend dem Klerus, dem Adel und seit der frühen Neuzeit der Wissenschaft vorbehalten. In Deutschland ändert sich dies erst nach dem zweiten Weltkrieg. Als Teil eines gesamtgesellschaftlichen Bildungsauftrags entstehen insbesondere in der Zeit der Bildungsreform der 1960er und 70er Jahre zahlreiche Schul-/ Stadt- und Quartiersbibliotheken, die mit ihren Angeboten alle gesellschaftlichen Gruppen adressieren.
Seit Mitte der 1990er Jahre treten mit neuen elektronischen Medien (CD-ROM und DVD) und dem Internet andere Möglichkeiten der Wissensspeicherung und -erschließung neben das traditionelle Medium Buch. Nur über einen relativ kurzen Zeitraum von etwa 10 bis 15 Jahren vor und nach der Jahrtausendwende hat diese Entwicklung unmittelbare bauliche und architektonische Auswirkungen auf Bibliotheken. Mit der zunehmenden zeit- und ortsungebundenen Verfügbarkeit von Information über das Internet und der massenhaften Verbreitung entsprechender Empfangsgeräte (Smartphones, Tablets und Laptops) sind die direkten baulichen Einflüsse dieser neuen Medien auf die Bibliotheken im vergangenen Jahrzehnt zwar geringer geworden, unter dem Gesichtspunkt der medial bedingten Vereinzelung der Gesellschaft hat sich die Aufgabe von Bibliotheken dennoch stark gewandelt.
Als Orte des Treffens, der Kommunikation und der Kultur bestimmen aktuell Bibliotheken ihre soziale Identität als öffentliche Einrichtung neu. Neben die traditionellen Aufgaben des Speicherns und Verfügbarmachens von Wissen und Kultur in Form von Printmedien treten nun weitere Funktionen, die die Bibliothek zu einem Ort des sozialen und kulturellen Ereignisses machen. Räume für Lesungen, Aufführungen und Ausstellungen ergänzen in modernen Bibliotheken das Programm ebenso wie offene Werkstätten, die sogenannten Makerspaces. Hinzu kommen Spielbereiche und gastronomische Angebote. Über ihren ursprünglichen Bildungsauftrag hinaus erfüllen Bibliotheken heute also wichtige Aufgaben für die Stärkung der sozialen Bindekräfte in einer offenen demokratischen Gesellschaft.
Im Rahmen des Entwurfsprojekts wollen wir uns mit diesem neuen Bibliothekstypus beschäftigen. An einem konkreten Ort in Berlin-Moabit sollen architektonische Antworten entwickelt werden, für eine neue Stadtteilbibliothek im großstädtischen Kontext.
Bedingt durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert war Moabit lange Zeit ein Arbeiterviertel. Noch heute gehört es zu den bislang wenig gentrifizierten Bezirken der Hauptstadt. Aktuell verfügt das Quartier über zwei Stadtteilbibliotheken, die jedoch den aktuellen Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Daher soll im Zentrum Moabits auf einem Grundstück vis-à-vis der Arminiusmarkthalle an der Bugenhagenstraße eine neue Stadtteilbibliothek entstehen und einen neuen Ort der Kultur und des sozialen Austauschs definieren. Bestandteil des Projekts ist die Teilnahme an einer Kurzexkursion nach Berlin.

[Foto: Stefan Müller]


ModulProjekt Freier Entwurf
LehrpersonenProf. Hartwig Schneider
Dr.-Ing. Carsten Eiden
Dr.-Ing. Christian Schätzke
Co-Prüfer Prof. em. Mirko Baum

Studierende16
StartFreitg, 03.11.2023, 10:00 Uhr, Lehrstuhl Baukonstruktion
Regeltermindienstags, 10:00-14:00 Uhr
donnerstags, 14:00-18:00 Uhr
Kurzexkursion10.-12.11.2023
Anmeldung: über RWTHonline